Wer in letzter Zeit in unserem Laden war, der weiß es ja bereits: Wir verkaufen jetzt wunderbar kuschelige Schaffelle der Schäfereigenossenschaft Finkhof. Doch diese Felle sind nicht nur schön, in ihnen stecken viele Erinnerungen! Als Kind ging es manchmal mit dem Auto nach Arnach, da standen die Häuser der Genossenschaft. Ich wusste, diejenigen, die hier leben, wohnen nicht nur zusammen, sie arbeiten auch im selbst aufgebauten Betrieb. In Arnach konnte man Schafe sehen (die, die nicht gerade mit dem Schäfern beim Weiden waren) und bunte Wolle, die zum Trocknen aufgehängt war. Ich erinnere mich an grüne Wiesen und Bäume, an eine dörfliche Idylle, die ich erst jetzt zu schätzen lerne.
Vor allem aber war der Finkhof für mich mit einer Jahreszeit verbunden: Winter! Jahrelang habe ich meine Mutter im Dezember während der Weihnachtsmarktzeit in München besucht. Für mich gab es nichts aufregenderes als mit den langen Rolltreppen am Marienplatz zu fahren, die U-Bahn, habe ich schon als Kind geliebt.
In unserem Dorf gibt es keinen Bahnhof und nur wenig Busse, ohne Auto ging gar nichts. In München konnte man überall ein- und wieder aussteigen, was für eine Freiheit. In Café Münchner Freiheit gab es Ei im Glas und Nougat-Stangen, am U-Bahn Ausgang meinen Lieblingsladen „Schuldenberg“ und auf dem Platz unseren Weihnachtsmarkstand, in den ich jederzeit durch ein Türchen auf der Rückwand hinein durfte. Ich fühlte mich unendlich wichtig und ziemlich priviligiert inmitten von Fellen, Wolle und Holzfiguren.
Jedes Jahr lösten sich Mike und Caroline von Finkhof und meine Mutter und mein Vater dort ab und jedes Jahr wohnten die Weihnachtsmärktler in einer Wohngemeinschaft, der „Dachauer“, die so genannt wurde, weil sie in der Dachauer Straße lag. Dort lebten Babsi und Toni als feste Größe und hier wurde erzählt, gelacht, gegessen und diskutiert.
Irgendwann machte ich den Marktdienst, erklärte Kunden den Unterschied zwischen normaler und Sockenwolle, dass unsere Tiere nicht geschnitzt sondern gesägt werden und welche Felle besonders gut für Babys geeignet sind.
Ich schlief in der Dachauer, aß mit Mike Schweinebraten im Atzinger, hörte auf zu rauchen und saß Abends am großen Tisch der WG inmitten von Babsis vielen grünen Pflanzen, in denen manchmal ein glitzernder Vogel steckte.
Mittlerweile betreiben andere unseren Stand in Schwabing, die Wohngemeinschaft an der Dachauer Straße ist aufgelöst. Vieles hat sich in den letzten Jahren verändert und nicht alle Veränderungen sind schön, einige sind sogar ziemlich traurig. Mein Schaffell habe ich immer noch, es ist mittlerweile schon etwas abgegriffen aber es ist immer noch weich – und riecht irgendwie nach Weihnachtsmarkt.
Liebe Lena, vielen Dank für diesen wunderschönen Artikel der mich sehr berührt hat, da ich auch sehr eng mit der „Dachauer“ verbunden war, vorallem mit Babsi. Ich lernte euch über Babsi u. Toni kennen u. natürlich auch euren wunderschönen Stand in Schwabing auf dem Weihnachtsmarkt. Meine Tochter Luisa, die inzwischen 35 Jahre ist, hat ihre ersten Holzfiguren von eurem Stand auf dem Weihnachtsmarkt. Inzwischen spielt mein Enkelkind damit. Habe gestern für ihn die Weihnachtskrippe bestellt u. dabei deinen Artikel entdeckt. Ich werde sicher noch mehr in eurem Online-Shop entdecken u. mit euch im Kontakt bleiben.
Liebe Elke – vielen Dank für deine Nachricht. Vielleicht gibt es ja bald mal ein Fest an dem wir uns unsere Geschichten erzählen können, über die Zeit in der Dachauer und unsere Erinnerungen an Babsi. Würde uns jedenfalls sehr freuen. Liebe Grüße an Dich, Luisa und dein Enkelkind. Lena