Kinder zu erziehen ist kein Wettbewerb. Aber viele Eltern kennen trotzdem das mulmige Gefühl, wenn das eigene Kind als einziges noch nicht krabbelt, während der Rest der Gleichaltrigen schon munter durch die Wohnung flitzt. Zur Beruhigung: Experten wissen, dass spätes Krabbeln nichts für die weitere Entwicklung bedeutet. Manche Kinder krabbeln kaum, sondern stürzen sich nach einer langen Sitzphase direkt in die ersten Gehversuche. Das ist alles ganz normal und überhaupt kein Grund zur Sorge. Wenn Sie jedoch sehen, dass Ihr Kind Versuche macht, können Sie es mit Spielzeug gezielt zum Krabbeln motivieren. Wir haben dafür ein paar Ideen gesammelt.
Mit Spielzeug Lust auf Krabbeln machen
Viele Eltern beobachten bei ihren Kindern irgendwann die ersten Krabbelversuche. Diese sind häufig mit Ärger und Weinen verbunden. Schließlich hat sich Ihr Baby etwas in den Kopf gesetzt, aber der Körper macht noch nicht richtig mit. Das frustriert. Durch Versuch und Irrtum wird Ihr Kind von ganz alleine lernen, wie Krabbeln funktioniert. Es braucht dafür kein Vorbild und keine Hilfe. Aber als Eltern können Sie Ihrem Kind Anreize geben, es nach einem Heulanfall trotzdem wieder zu versuchen.
Zum Beispiel, indem Sie es mit dem liebsten Spielzeug locken. In dem Alter haben Kinder oft Kuscheltiere oder Spielfiguren, die sie besonders lieben. Das kann täglich wechseln. Setzen Sie sich außerhalb der Greifweite Ihres Babys und spielen Sie z. B. mit Holz-Kühen und lassen diese lustig muhen. Oder machen Sie eine kleine Aufführung mit der Rassel – Singen natürlich inklusive.
Holzspielzeuge machen Spaß und sind sicher
Wenn Ihr Kind schon ein bisschen krabbeln gelernt hat, wird es Ihr Zuhause nach und nach für sich entdecken. Manchmal wünscht man sich da in die Zeiten des seligen Sitzens zurück. Beim Kochen kann ein krabbelndes Kleinkind in der Küche stören – und gefährlich ist es auch. Daher ist es manchmal sinnvoll, wenn ein anderer Erwachsener das Krabbelkind ablenkt und weglockt. Machen Sie sich dabei die natürliche Neugierde Ihres Kindes zunutze, indem Sie z. B. immer wieder neue Türme aus Bauklötzen aufbauen. Da wollen alle Kinder gerne mitspielen! Und sogar die ganz Kleinen spielen gerne mit Bauklötzen: Was ist denn schöner, als einen frisch gebauten Turm mit einem Handschlag umzuschubsen? Für diese Freude krabbeln Babys in Rekordgeschwindigkeit! Zum Glück kann ihnen dabei nichts passieren, denn die Klötze haben abgerundete Ecken und sind leicht genug, dass auch ein kippender Turm keinen Schaden anrichten kann.
Warum Kinder krabbeln
Der Mensch ist ein besonderes Tier. Unsere Gehirne sind komplex, daher brauchen wir auch eine vergleichsweise lange Kindheit, um uns vollständig und gesund zu entwickeln. Auch die Krabbelphase ist etwas sehr Menschliches – die meisten anderen Tiere lernen schneller ihre „natürliche“ Fortbewegungsform. Das Krabbeln erinnert uns daran, dass der Mensch sich erst zum aufrechten Laufen hinentwickelt hat. Unsere tierischen Vorfahren lebten auf Bäumen, sie haben die Krabbelphase nie verlassen.
Die meisten Kinder beginnen in der zweiten Hälfte ihres ersten Lebensjahres zu krabbeln. So lernen sie, ihre Motorik zu kontrollieren. Dabei bilden sich grundlegende Verbindungen zwischen linker und rechter Hirnhälfte. Diese werden das ganze Leben über gebraucht (neben der Bewegung z. B. auch zum Lesen und Schreiben). Die Muskeln des ganzen Körpers werden kräftiger. Und durch das Gefühl, die Welt nach dem eigenen Willen entdecken zu können, verändert sich auch in der Psyche Ihres Kindes viel. Die typischen Krabbelbewegungen sind also sinnvoll, aber nicht zwingend nötig für eine gesunde Entwicklung. Manche Kinder robben, andere rutschen auf dem Po über den Boden. Und noch andere scheinen für immer Sitzen zu wollen, bis sie sich plötzlich am Tisch hochziehen und versuchen, zu laufen. Das ist alles ganz normal und gesund für Ihr Baby. Mit altersgerechtem Spielzeug unterstützen Sie die natürliche Entwicklung Ihres Kindes. Aber denken Sie dran: Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht. Viel Spaß beim Spielen und Wachsen!
Von unserer Autorin Inga Siebert